Mai 2003

Band: jazz 4 four, Jazz-Band aus Kassel

Location: Lindenmühle in Burguffeln bei Kassel (alter Mühlraum, Dielenboden und -Decke, Fachwerkwände. Akustisch unproblematisch)

Eingesetztes Equipment :
Fostex VR800 Recorder+Wandler, Tannoy System 800, Hearsafe Big Phones, Alesis Studio 24 Mixer, 2xShure Beta52, 3x Shure SM57, 2x AKG C391B Kleinmembran-Kondensator, Rode NT, MXL V67G, viele Kabel und Mikroständer.


Inzwischen sind Recording-Sessions, bei denen es sich NICHT um Liveaufnahmen handelt, bei mir geradezu selten geworden. Ich bin es kaum mehr gewohnt, in aller Ruhe mein Equipment aufzubauen, ganz ohne mürrische P.A.-Operateure, wichtigtuende Security-Typen und andere hektische Menschen um mich herum. Allein schon aus diesem Grund war dieses Maiwochenende etwas ganz Besonderes. Werner Sostmann, der Leiter des Smoke Revival Orchestra, hatte mich nach der Aktion in Berlin gebeten, eine CD mit seiner Band Jazz4Four aufzuzeichnen. Die Location, die Lindenmühle, ist sein Haus, und war mir bereits vom Box'n'Cox-Auftritt her bestens bekannt, und so hatte ich mir vorher schon einige Gedanken zum Aufbau der Anlage und zum Ablauf der Aufnahme machen können.

Aufbau, Soundcheck, und die ersten Testaufnahmen fanden am Freitagnachmittag statt. Die Band, die alle Songs - inklusive aller Soli -gemeinsam spielend in jeweils einem Take aufnehmen wollte, wurde mit größtmöglichen Abständen im Raum positioniert, um das Übersprechen zwischen den Mikros zwar nicht zu unterdrücken (geht ja auch gar nicht), aber zumindest kontrollierbar zu machen.

Das Saxophon, bzw. die Posaune wurde mit 2 Mikrophonen abgenommen, je einem NT-1 und einem SM-57, die je nach Song und Spielweise (Dämpfer!) neu positioniert wurden. Die E-Gitarre wurde über eine (BOSS?)-Tretmine auf zwei kleine Kofferverstärker gesplittet, die weit auseinander, weit weg vom Standort der Band von jeweils einem SM-57 abgenommen wurden. Vor dem Kontrabass stand ein MXL V67G etwa auf Höhe der Zupfhand, zusätzlich war der Bass-Verstärker mit einem Shure Beta 52bestückt. Am Schlagzeug wurden zwei AKG C391 und ein Shure Beta 52 aufgebaut.

Die Aufnahmetage verliefen sehr konzentriert, aber nicht angespannt - nicht zuletzt auch wegen der künstlerischen (jaja..) Pausen, und immer willkommenen Intermezzos wie zum Beispiel Grillen am Samstagmittag - bei perfektem Sommerwetter.

Sonnenschein bei angenehmen Temperaturen, das fanden noch ganz andere Leute gut - am Samstag wurden wir noch durch einen landenden Heissluftballon unterbrochen, der um ein Haar die Mühle gestreift hätte, und danach knapp 50 Meter vor dem Haus auf der Wiese landete.

Nach Abschluss der Aufnahmen am Sonntagnachmittag habe ich während und nach der Abbauphase noch vor Ort einen Roughmix angefertigt, klassischerweise mit einem Pizzakarton auf den Knien, und der Band zur Gewinnung eines ersten Eindrucks dagelassen.

Ein paar Wochen später - ich war in der zwischenzeit beruflich unterwegs - haben wir uns alle in meiner Wohnung zu einer Mixdownsession getroffen, um gemeinsam grundlegende Entscheidungen zu treffen, etwa wie weit genau das Soloinstrument nach vorne herausstehen soll, ob und wie künstliche Verhallung noch notwendig ist, etc..

Das letzte bisschen Feintuning und Mastering - also die letzten 90% der Arbeit - habe ich dann alleine im stillen Kämmerlein durchgeführt. Sanfte Lautstärkekorrekturen, Anpassung der Lautheit der einzelnen Stücke untereinander, EQ und Dynamikprozessoren in homöopathischen Dosen, und das alles so lange bis man das Gras wachsen hört :)

Fazit: Ein tolles Wochenende, gute Atmosphäre, gute Musiker, und nicht soo sehr viele Fehler meinerseits. Das alles führte zu einem Ergebnis, mit dem wir - ich und auch die Band - rundherum zufrieden sind. Jederzeit wieder!